Ich habe es leicht gehabt. Leichter als sehr viele andere. Letztendlich hatte ich die Zeit. Hatte die Zeit für eine Hormonstimulation. Anderen wird diese Zeit nicht gegeben. Andere Frauen sind gänzlich ohne Wahl. Auch mir hat man Angst gemacht. Auch mich hat man nach Hause geschickt mit Antipilz-Tabletten und Antibiotikum. Prophylaktisch. Auch ich habe letztlich ein wenig mit dem Risiko gespielt. Aber ich hatte die Wahl und die Chance.
Und ich hatte Geld. Wie absurd das klingt. Ja, ich hatte Geld, um mir die Chance später einmal Mutter zu werden, überhaupt einzuräumen. Es war ein Geschenk. Ein Geschenk meines Onkels. Hätte ich sonst einen Kredit aufgenommen? Meine gesamte Familie zusammengelegt? Vielleicht. Wahrscheinlich. Also hatte ich doppelt Glück. Auch das haben andere nicht. Anderen Frauen wird diese Chance schlicht verwehrt, weil ihnen die finanziellen Mittel nicht zur Verfügung stehen.
Während ich das schreibe, werde ich so unglaublich wütend. Unfassbar. Wie kann so etwas in unserer Gesellschaft, in unserem System möglich sein?
Und ich hatte liebe Menschen um mich herum, die das zusammen mit mir durchgestanden haben. Die mich im Auto mit Mundschutz mehrmals in die Klinik gefahren haben. Die sich um mich gesorgt und gekümmert haben. Ich weiß nicht, ob das jeder hat. Vermutlich nicht. Selbst in solch einer Situation keine Selbstverständlichkeit.
Was ist also passiert in den zwei Wochen?
Ich habe mir Hormone gespritzt. Besser gesagt meine Mutter. In den Bauch. Der wurde davon ganz dick. Leichte Überstimulation.
Das habe ich 10 Tage gemacht und dann wurden mir unter Kurznarkose Eizellen entnommen. Es waren 11 Stück. Davon ließen sich nur 6 befruchten. Die anderen 5 wollte man wegschmeißen. Müll hat man zu mir gesagt. Ich habe darauf bestanden, diese aufzubewahren. Habe mich daran so festgehalten. Wusste es sind wohl meine letzten Eizellen. Wusste die Chemotherapie wird vermutlich alle Restlichen zerstören.
Das Festhalten hat bis Mai 2020 angehalten. Am Ende war es nur noch Schmerz und Traurigkeit.
Befruchtet. Das war für meinen damaligen Freund so schwer. Er wollte es nicht. Sein Papa hat ihm gut zugeredet. Und dann hat er es getan. Ich weiß heute mehr für mich als für sich.
1,5 Jahre waren wir da zusammen. Beide 26 Jahre alt. Irgendwie zu jung, um eine solche Entscheidung zu treffen. Man hat uns gesagt, die befruchteten Eizellen hätten eine weitaus größere Chance, beim Auftauen nicht kaputt zu gehen und sich einzunisten. Das hat mich überzeugt. Ich wollte es nicht in Frage stellen, wollte alles tun, damit es später klappt.
Ist mir das zum Verhängnis geworden? Ja, irgendwie schon.
Wusste ich damals schon, dass mein Freund und ich nicht für immer zusammen sein werden? Ich weiß es nicht. Ich war damals wie in Trance. Wusste, ich wollte doch so gerne einmal Mutter werden. Alles andere war egal. Klingt das unfair? Ja, vielleicht.
Im Nachhinein weiß ich, dass alles so sein sollte. Alles seinen Sinn hatte.
Da waren sie also nun, die kryokonservierten Eizellen. Tiefgefroren in einem Lager. Rund 6000€ habt ihr mich damals gekostet. Rund 450€ Lagergebühren jedes Jahr, über 9 Jahre.
Und am Ende. Irgendwie umsonst.
Aber ihr habt mir immer Sicherheit gegeben. Ich wusste immer, ihr seid da. Wartet auf mich. Ich habe die Chance. Das habe ich immer geglaubt. Es hat mich beruhigt. Hat mich atmen lassen. Mich sein lassen. Mich leben lassen.
Danke liebe Eizellen.
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