FertiPROTEKT.
Wut. Verständnislosigkeit. Traurigkeit.
Nichts. Keine Beratung im Krankenhaus. Nicht mal ein Hinweis. Keine kompetente Beratung im Endokrinologikum. Keine finanzielle Unterstützung. Keine seelische Unterstützung. Keine korrekte Anwendung der Präventiv-Medikamente. Kein Feingefühl. Nichts.
Hätten ich und meine Mutter damals nicht die Frage gestellt, wäre auch mir die Chance nicht gegeben worden. Aber nicht mangels Zeit, nicht mangels finanzieller Mittel. Sondern mangels Kompetenz der Ärzte. Mangels Weitsicht, Quersicht und vielleicht auch Empathie.
Hätten wir die Frage nicht gestellt, hätten die Ärzte sofort mit der Chemotherapie begonnen. Es hätte nie eingefrorene Eizellen gegeben.
Hätten die Ärzte die GnRH-Agonisten richtig verabreicht, hätte ich jetzt wahrscheinlich noch einen normalen Zyklus. Eine Menstruation, einen Eisprung, vielleicht auch die Chance natürlich schwanger zu werden.
Hätte mich jemand psychologisch beraten, hätte ich meine Eizellen vielleicht nicht befruchten lassen und heute die Chance gehabt, mit meinen eigenen Eizellen schwanger zu werden.
Dies ist alles nicht passiert.
Stattdessen.
Stattdessen mussten wir selbst aktiv werden. Meine Familie und ich. Musste ich ganz alleine die Entscheidung treffen, ob ich die Hormonstimulation wage. Mussten wir selbst die Kosten übernehmen. Fast 12.000€.
Stattdessen musste ich die Ärzte darum bitten, sie anflehen, mir den GnRH-Agonisten zu spritzen. Ein Medikament was die Eierstöcke während einer Chemotherapie in eine Art Schlaf versetzt, um sie zu schützen. Musste dabei das Gefühl aushalten, lästig zu sein, zu viel zu fordern. Musste akzeptieren, dass man es mir so kurzfristig gab, dass es seine Wirkung gar nicht entfalten konnte und damit eigentlich nutzlos war. Musste aushalten, erst kürzlich zu lesen, dass es eigentlich ohnehin hätte mehrmals gegeben werden müssen. Alle paar Wochen. Nur so wäre es wirkungsvoll gewesen.
Stattdessen bin ich mit 27 Jahren in die Wechseljahre gekommen. Habe und hatte heftigste Beschwerden. Vaginale Trockenheit. Schmerzen beim Sex. Vaginalstenose. Chronische Entzündungen. Verlust der Libido. Oh so viel, das es einen eigenen Beitrag braucht.
Stattdessen musste ich damals selbst entscheiden, die Eizellen mit dem Samen meines damaligen Freundes zu befruchten. In einer Beziehung die erst 1,5 Jahre alt war. Mit 26 Jahren. In einem Ausnahmezustand. Musste später erfahren, unbefruchtete Eizellen hätten eine nahezu gleiche Chance gehabt. Dass man jungen Frauen eigentlich genau dazu rate.
Obwohl.
Obwohl es ein Netzwerk zu genau diesen Themen gibt. FertiPROTEKT. Ein Netzwerk mit dem sich die Ärzte noch gerühmt haben. Man täte ja schon so viel für junge krebskranke Frauen (und Männer). Ein Netzwerk, das das Krankenhaus und das Endokrinologikum einschloß, das von den dortigen Ärzten hätte mit Leben gefüllt werden sollen.
Ein Netzwerk das für mich wenig getan hat.
Nichts.
Für Freunde die auch von Krebs betroffen waren. Nichts.
Einer Freundin fehlte das Geld. Einer anderen fehlte die Information. Und die Dritte hat wie ich alles selbst in die Hand genommen.
Heute. Bin ich schon einen Schritt weiter. Konnte ich die Wut ein wenig hinter mir lassen. Habe ich meinen Weg gefunden. Finde ihn immer noch.
Warte ich auf eine Eizellspende. Hoffe ich, dass es klappt. Wünsche es mir. Träume davon. Glaube daran.
Auch das hat alles seinen Sinn gehabt.
Aber ist es akzeptabel? Kann es nicht anders laufen? Besser laufen?
Ja. Definitv.
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